Kirche zu Bülitz (Oktober 2018) – die Kirchenglocke hängt in einem eigenen Holzturm
Kirche zu Bülitz (Oktober 2018) – die Kirchenglocke hängt in einem eigenen Holzturm
Geografie
Bülitz, ein kurzes Straßendorf mit Kirche,[3] liegt sieben Kilometer östlich der Stadt Bismark (Altmark) am Speckgraben, der südlich des Dorfes beginnt. Westlich des Dorfes liegt der etwa 57Meter hohe Trappenberg an dem die ehemalige Ziegelei liegt.[4]
Nachbarorte sind Beesewege im Westen, Friedrichshof und Friedrichsfleiß im Nordwesten, Grassau im Nordosten, Grünenwulsch im Osten und Kläden im Süden.[4]
Geschichte
Als erste Erwähnung von Bülitz gilt die Nennung eines Jakob de Buditz im Jahre 1335 in einem Beschluss der Gewandschneidergilde in Stendal.[5][6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wurde das Dorf als Bůditz aufgeführt. Es umfasste 13 Hufen und eine Pfarrhufe. Die Grafen von Mansfeld hatten das Lehen an zwei Stendaler weitergegeben.[7] Weitere Nennungen sind 1377 buditz,[8] 1540 bulitz,[9] 1687 Bülitz[3] und 1804 Bülitz, Dorf mit zwei Leinewebern.[10]
Im 18. Jahrhundert war auf den Westgiebel der Kirche ein Fachwerkturm aufgesetzt worden.[11] Schon 1962 konnte eine Glocke im Fachwerkturm nicht mehr geläutet werden, da sie herabzustürzen drohte.[12] Der Fachwerkturm der Kirche wurde 1974 abgebrochen,[13] indem die Glocken mit Raupenschlepper und Drahtseilen aus dem Turm geborgen und der Turm zur Westseite heruntergezogen wurde.[6]
1841 zerstörte ein Feuer fast das gesamte Dorf. Noch im gleichen Jahr wurden viele Gebäude wieder aufgebaut.[6] Am Hof Nr. 2 Steffens, dessen Haus 1903 abgetragen wurde, war eine Inschrift angebracht.[14][15]
„Ich Paul Steffens habe mein Haus gebaut für mein Geld, wie es mir gefällt. Wem es aber nicht gefällt, der baue sich ein Haus für sein Geld, wie es ihm gefällt.“[16]
1985 wurde die 650jährige Ersterwähnung gefeiert und eine Linde am Ortseingang gepflanzt.[6]
Landwirtschaft
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 19 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 269 Hektar, eine Kirchenbesitzung hatte einen Hektar Land. Erst im Jahr 1958 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Völkerfreundschaft“.[3]
Herkunft des Ortsnamens
Heinrich Sültmann vermutete, der Name 1326 bulitz, 1375 büditz, stamme ab vom slawischen Eigennamen „Byl“ für „der Weiße“ oder von „Buda“ für „Hütte“.[11][17]
Aleksander Brückner leitete den Namen büditz, 1377 buditz vom altslawischen „bylь“ für „gewesen“ ab.[18]
Eine andere Übersetzung für „byl“ soll für „Kraut“ oder „Gras“ stehen.[6]
Andere Ersterwähnung
Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin,[3] dass die Angabe 1326 bulitz in den Kunstdenkmalen Stendal,[11] nicht für dieses Bülitz zu belegen ist. Die Angabe für 1326 betrifft hingegen Bülitz im Wendland.[19]
Archäologie
Großsteingrab Bülitz (1893)
Das jungsteinzeitliche Großsteingrab Bülitz liegt etwa 900 Meter westlich des Dorfes an Gemarkungsgrenze zu Beesewege.[4]
Eingemeindungen
Ursprünglich gehörte das Dorf zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Schinne im Distrikt Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Stendal.[3]
Bülitz wurde am 25. Juli 1952 dem Kreis Stendal zugeordnet. Am 1. Juli 1957[20] oder erst 1961[3] wurde die Gemeinde Bülitz durch Eingemeindung in die Gemeinde Grünenwulsch aufgelöst, die am 1. Juli 1973 in Grassau eingemeindet wurde.[20] Seit dem 1. Januar 2010 gehört der Ortsteil Bülitz auch zur neu gebildeten Ortschaft Grassau der Stadt Bismark (Altmark).[21]
Die evangelische Kirchengemeinde Bülitz, die früher zur Pfarrei Grassau bei Kläden gehörte,[24] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kläden im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[25]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Bülitz stammen aus dem Jahre 1651.[26]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[27]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale in Bismark (Altmark)
Die evangelische Dorfkirche Bülitz ist ein romanischer Feldsteinbau aus dem frühen 12. Jahrhundert.[13] Eine dendrochronologische Untersuchung einer Probe ohne Waldkante des ersten Deckenbalkens von Westen im Langhaus lieferte ein Fälldatum um etwa 1163.[28]
Eine Glocke von 1522 hängt in der Empore der Kirche, sie hat eine Sprung. Die Glocke von 1659, gegossen von Georg Schreiber, hängt heute an einem eisernen Glockengerüst.[6]
Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof, der mit einer Felsteinmauer umgeben ist.
Im Altmärkischen Museum in Stendal sind ein Flügelaltar und mittelalterliche Holzschnitzfiguren aus der Kirche überliefert.[11] Dazu gehören die Thronende Madonna von Bülitz aus der Zeit zwischen 1410 und 1430 und eine Heilige Anna Selbdritt von Bülitz, datiert auf das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts.[29]
Neben der Kirche steht das ehemalige Hirtenhaus, das schon über 200 Jahre alt ist. Vor ihm steht die Friedenseiche von 1871.[14]
Westlich des Dorfes ist das Großsteingrab Bülitz zu finden.
Auf der alten Trafostation wurde 2013 Storchenhorst angebracht.
Literatur
Renate Pieper:Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S.49–55, Bülitz.
Helmut Kurt Block (Hrsg.):Das Wissen der Region. Bismark-Kläden und Umland. Band2. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Altenzaun 2007, ISBN 978-3-9811747-0-0, S.167–182.
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.372–375, doi:10.35998/9783830522355.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.106.
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.372–375, doi:10.35998/9783830522355.
Gudrun Walinda:Kirchen in der Altmark. Ausflüge zu steinernen Zeugen der Geschichte. Hrsg.: Landkreis Stendal, Amt für Wirtschaftsförderung. IV. Region Bismark, Kläden, Stendal, Mittlere Uchte, 1996, S.23–24, Bülitz.
Renate Pieper:Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S.49–55, Bülitz.
Johannes Schultze:Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (=Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.318 (uni-potsdam.de (Memento vom 14. Dezember 2019 im Internet Archive)).
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band16. Berlin 1859, S.23 (Digitalisat).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.106.
Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge:Der Kreis Stendal Land (=Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band3). Hopfer, 1933, DNB362544441, S.45–47.
Rolf-Dieter Beese:Glockenschicksale. Hrsg.: Rat der Stadt Stendal u.a. (=Unsere Heimat. 1962, Nr. 12). 1962, ZDB-ID01531166X, S.356–357.
Thomas Hartwig:Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.81.
Udo Schulze:Inschriften aus Bülitz (=Helmut Kurt Block [Hrsg.]: Das Wissen der Region. 2, Bismark-Kläden und Umland). Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Altenzaun 2007, ISBN 978-3-9811747-0-0, S.190–191.
Bei Schulze heißt der Bauherr „Joachim Steffens“ bei Pohlmann „Paul Steffens“.
Alfred Pohlmann:Über altmärkische Hausinschriften. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (=Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. BandIII.). 1910, ZDB-ID212026-4, S.140.
nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann:Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band22. Berlin 1862, S.122 (Digitalisat).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.345.
Landkreis Stendal:Gebietsänderungsvertrag Einheitsgemeinde Stadt Bismark. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.17, 12.August 2009, ZDB-ID2665593-7, S.192–201 (landkreis-stendal.de[PDF; 7,0MB; abgerufen am 30.Oktober 2021]).
Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark):Grassau, Grünenwulsch und Bülitz.In:stadt-bismark.de.3.Dezember 2019,abgerufen am 2.Januar 2022.
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.110 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Ulf Frommhagen:Dendrochronologische Untersuchungen an mittelalterlichen Dorfkirchen in der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 75. Jahresbericht, 2003, S.69 (altmark-geschichte.de[PDF]).
Paul Kupka:Fünf mittelalterliche Holzschnitzfiguren von Bülitz und Borstel. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (=Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band VI., Heft 2). 1933, ZDB-ID212026-4, S.123–134.
Ortschaften und Ortsteile der Stadt Bismark (Altmark)
Badingen mit Klinke|
Berkau mit Wartenberg|
Bismark (Altmark) mit Arensberg, Döllnitz und Poritz|
Büste|
Dobberkau mit Möllenbeck|
Garlipp|
Grassau mit Bülitz und Grünenwulsch|
Hohenwulsch mit Beesewege, Friedrichsfleiß und Friedrichshof|
Holzhausen|
Käthen|
Kläden mit Darnewitz|
Könnigde|
Kremkau|Meßdorf mit Biesenthal, Schönebeck und Späningen|Querstedt mit Deetz|
Schäplitz|
Schernikau mit Belkau|
Schinne|
Schorstedt mit Grävenitz|
Steinfeld (Altmark) mit Schönfeld
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