Autun [oˈtœ̃] ist eine französische Stadt mit 12.987 Einwohnern (Stand 1.Januar 2019) im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté sowie Hauptstadt des gleichnamigen Arrondissements.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Autun (Begriffsklärung) aufgeführt.
Die Stadt liegt am Ufer des Arroux, an der Einmündung seines rechten Nebenflusses Ternin. Autun gilt als „Tor zum Morvan-Massiv“. Die dunklen Wälder dieses Gebietes reichen bis fast an den mit buntglasierten Ziegeln gedeckten Chor der Kathedrale Saint-Lazare heran.
Geschichte
Porte Saint-André
Der antike Name von Autun war Augustodunum, das von Kaiser Augustus um 10 v. Chr. an der Fernhandelsstraße Via Agrippa und dem Fluss Arroux gegründet wurde, nachdem der Widerstand der Gallier endgültig gebrochen war. Das in der Ebene gelegene Augustodunum entsprach dem römischen Stadtmodell im Gegensatz zu dem auf einem Hügel gelegenen Bibracte, das 25 Kilometer entfernt von Augustodunum lag und bisher die Hauptstadt des Stammes der Haeduer gewesen war. Nach Gründung von Augustodunum kam es zur schrittweisen Aufgabe von Bibracte durch Abwanderung. Der Großteil der ehemaligen Einwohner von Bibracte dürfte sich in Augustodunum angesiedelt haben, u.a. ein Teil der haeduischen Oberschicht, die bereits während des Gallischen Krieges prorömisch eingestellt war: Sie registrierten mit Sicherheit die strategische Wichtigkeit der neuen Stadt, die an den Hauptverkehrsachsen lag. Noch in vorrömischer Zeit soll ein Druidenheiligtum auf dem Stadtgebiet gelegen haben. Über die antiken Ausmaße (200ha) ist die Stadt nicht herausgewachsen.[1] Sie wurde einst das „Rom“ Galliens genannt.
Bis Ende des 3. Jahrhunderts konnte sich Augustodunum eines großen Wohlstands erfreuen. Es war bekannt als ein Sitz der Gelehrsamkeit und hatte eine berühmte Rhetorenschule. 269 n. Chr. wurde es von Victorinus nach siebenmonatiger Belagerung erstürmt und verwüstet. Danach erlebte die Stadt einen Niedergang, blieb aber wegen seiner Schulen ein Kulturzentrum. Im 3. Jahrhundert wurde Augustodunum auch Sitz eines Bistums.[2] 356 belagerten die Alamannen die Stadt, die indessen Julian entsetzte. 451 wurde sie von Attila verheert.[3]
Die mittelalterliche Stadtmauer, von der 23 Türme erhalten sind, fußt auf antiken Fundamenten (sechsKilometer lang, 54 Wehrtürme). Von den vier Haupttoren stehen noch die Porte d’Arroux im Nordwesten (Doppelportal mit tonnengewölbten Durchgängen, Obergeschoss mit vorgesetzten kannelierten Säulen) und die Porte Saint-André im Nordosten (hohe und niedrige Durchgänge wie am ersten Tor, wie dieses mit Sandsteinquadern verkleidet, Ansätze einer Hofanlage auf der Stadtseite). Aus römischer Zeit erhalten blieben außerdem nur das Theater, das größte in ganz Gallien, die Pyramide de Couhard, ein Grabmal aus dem 1. Jahrhundert, und außerhalb der Stadt der stark lädierte sog. Janustempel.[4]
Im Jahre 532 fand vor den Toren der Stadt eine bedeutende Schlacht statt, in der die Franken die Burgunden besiegten; deren Reich wurde vom Frankenreich annektiert. Danach fungierte Autun bis zur Plünderung durch die Araber (725/28) als fränkische Hauptstadt. Im Jahre 725 kam der Umayyaden-General Anbassa ibn Suhaym al-Kalbi mit seinem Heer bis Autun. Am 22. August 725 eroberte er die Stadt. Autun war der östlichste Punkt der Expansion der Umayyaden in Europa.
Zwischen 663 und 675 fand ein Konzil in Autun statt, das von Bischof Leodegar von Autun initiiert wurde: „Aus den Akten dieses nur bruchstückhaft überlieferten Konzils geht kein Datum hervor, wohl aber wird der Bischof Leodegar von Autun als sein Initiator genannt.“[5][6] Bedeutend war dabei unter anderem, dass für Orden die Übernahme der Regel Benedikts gefordert wurde.
888 plünderten und verwüsteten Normannen Autun. Die Stadt hatte damals bereits eigene Grafen, von denen Richard der Gerichtsherr 918 durch Karl den Einfältigen zum Herzog von Burgund erhoben wurde. Das 1094 in Autun abgehaltene Konzil exkommunizierte König Philipp I. wegen Verstoßung seiner Gattin Bertha. Im 12. Jahrhundert wurde die bedeutende romanische Kathedrale St-Lazare erbaut. Autun blieb bis 1276 Residenz der Herzöge von Burgund. Während des Hundertjährigen Kriegs wurde es 1379 von den Engländern eingeäschert. 1591 mussten die Einwohner der Stadt wegen ihrer Unterstützung der Katholischen Liga eine Belagerung durch den Marschall Jean VI. d’Aumont, einen Feldherrn König Heinrichs IV., ertragen.[3][7]
Im Jahr 1788 wurde Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord Bischof von Autun und blieb dies bis zum Ausbruch der Französischen Revolution 1789. Später war er Napoleons Außenminister.
Sehenswürdigkeiten
Kathedrale Saint-Lazare
Baudenkmäler
Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Autun
aus der gallo-römischen Zeit:
Stadtmauer: auf römischen Fundamenten errichtet
antike Stadttore Porte d’Arroux und Porte Saint-André
sogenannter Janustempel: wurde irrtümlicherweise dem Gott Janus zugeordnet; eine Tafel an dem Gebäude präzisiert: „Die besondere Form des Tempels, fanum genannt, ist gallischen Ursprungs, nur die Steinmetztechnik ist römisch und datiert aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Der Name Janus wurde falsch mit dem Tempel assoziiert, als im 16. Jahrhundert der Historiker Pierre de Saint-Julien den Namen des Ortes (frz. la Genetoye) interpretierte. Tatsächlich bezeichnete dieser Ortsname eine Lokalität, wo Ginstersträuche (Cytisus Genista) wuchsen. Die Gottheit, die hier verehrt wurde, ist bis heute völlig unbekannt.“ (Übers. aus dem englischen Text der Schautafel)
römisches Amphitheater mit einem Durchmesser von 148 m und ca. 15.000 Plätzen; die Orchestra sowie einige Ränge wurden freigelegt
aus dem Mittelalter:
Kathedrale St-Lazare aus dem 12. Jahrhundert im Stil der burgundischen Romanik
der Tour des Ursulines genannte Donjon aus dem 12. Jahrhundert, der einzige Rest der einst beeindruckenden Burg Riveau, heute ein Kulturzentrum
mittelalterliche Häuser mit dem Stadtpalast des Kanzlers der Herzöge von Burgund, Nicolas Rolin (* 1376 Autun), in dem das Musée Rolin eingerichtet wurde
spätgotischer Uhrenturm (15. Jahrhundert) mit einer Einzeigeruhr
Muséum d'histoire naturelle d'Autun: naturwissenschaftliches Museum mit über 800.000 Spezies, in der Rue Saint-Antoine 14[8]
Lycée militaire d'Autun: ehemaliges Seminar mit einem früheren Kreuzgang (17. Jahrhundert); Napoléon und sein Bruder Joseph erhielten hier einen Teil ihrer Ausbildung
Passage: prunkvolle überdachte Passage bei der Rue du Général du Demetz
Croix de la Libération: ein an die Befreiung der Stadt im Jahr 1944 erinnerndes Steinkreuz auf der südwestlich von Autun gelegenen Anhöhe Mont Saint-Sebastien, von der man eine gute Aussicht über die Stadt hat
Die Steinreihe Champ de la Justice liegt nördlich von Autun.
Römisches Amphitheater
Wärterhaus am röm. Theater mit antiken Figuren
Gallo-römische Stadtmauer
Brücke über den Arroux mit Blick auf das römische Stadttor Porte d'Arroux
Champ de la Justice
Römisches Stadttor Porte d'Arroux (1. Jahrhundert v. Chr.)
sogenannter Janustempel (1. Jahrhundert n. Chr.)
Straße in der Altstadt
Croix de la Libération
Turm der Ursulinen
Persönlichkeiten
In Autun geboren
Symphorianus (*?–178), christlicher Märtyrer
Eumenius (um 264–um 312), gallischer Rhetor der Spätantike
Euphronius von Autun, Bischof der Stadt (ca. 451 bis 475)
Germanus von Paris (496–576), Bischof von Paris
Nicolas Rolin (1376–1462), Kanzler Philipps des Guten
Nicolas Changarnier (1793–1877), General
Jacques Gabriel Bulliot (1817–1902), Weinhändler und Amateurarchäologe
Eine kulinarische Spezialität der Region sind die Produkte des Morvan (Granitmassiv in der Bourgogne), wie Käse, Honig und Produkte der Haselnuss, so beispielsweise die Noisettes du Morvan, ein Nussgebäck in Form der Nüsse und Gros Croquets du Morvan, ein Mandel-Nuss-Gebäck.
Literatur
Maximilian Ihm:Augustodunum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp.2368.
Johann Baptist Keune:Autun. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband III, Stuttgart 1918, Sp.191.
Weblinks
Commons: Autun– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Roland Martin:AUGUSTODUNUM (Autun) Saône-et-Loire, France.. In: Richard Stillwell u.a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3.
Yves Lafond:Augustodunum. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp.301.; Augustodunum. In: Hellmut Brunner, Klaus Flessel, Friedrich Hiller (Hrsg.): Lexikon alte Kulturen. Band 1, Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1990, ISBN 3-411-07301-2, S. 243.
Röm. Überreste nach: B. Laule, U. Laule, H. Wischermann: Kunstdenkmäler in Burgund. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, S. 359.
Hubert Mordek: Kirchenrecht und Reform im Frankenreich: Die Collectio Vetus Gallica, die älteste systematische Kanonessammlung des fränkischen Gallien. Berlin 1975, S. 84 ff.
Odette Pontal: Die Synoden im Merowingerreich. Paderborn u. a. 1986, S. 197.
Autun. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. 1910-11, Band 3, S. 49.
D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-römischen Altertum. La médecine dans l’antiquité romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musée Rolin dans le cadre du Bimillénaire de la Ville d’Autun. Musée d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 2 f.
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