Chrudim I, früher Vnitřní Město, ist ein Ortsteil der Stadt Chrudim in Tschechien. Er umfasst die historische Innenstadt von Chrudim und gehört zum Okres Chrudim.
Chrudim I | ||||
---|---|---|---|---|
| ||||
Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien![]() | |||
Region: | Pardubický kraj | |||
Bezirk: | Chrudim | |||
Gemeinde: | Chrudim | |||
Geographische Lage: | 49° 57′ N, 15° 48′ O49.951092215.7955758268 | |||
Höhe: | 268 m n.m. | |||
Einwohner: | 421 (2011) | |||
Postleitzahl: | 537 01 | |||
Kfz-Kennzeichen: | E |
Chrudim I befindet sich auf einem Plänerkalksporn rechtsseitig über einer Flussschleife der Chrudimka auf der Hrochotýnecká tabule (Hrochow-Teinitzer Tafel). Nordöstlich erheben sich die Pumberky (Baumberg, 300 m n.m.) und im Westen die Skřivánky (307 m n.m.).
Nachbarorte sind Chrudim IV im Norden und Westen, Chrudim II im Osten sowie Chrudim III im Süden.
Archäologische Funde belegen, dass der Sporn über der Chrudimka zu Zeiten der Lausitzer Kultur dicht besiedelt war. Während der Latènezeit bestand eine keltische Siedlung, die wahrscheinlich zum Hinterland des Oppidums Hradiště bei České Lhotice gehörte. Nach der slawischen Landnahme entstand wahrscheinlich im 9. Jahrhundert auf dem Sporn eine befestigte Siedlung als eines der Verwaltungszentren des frühen Přemyslidenstaates. Der Legende nach soll die Stadtgründung durch Chrud, einen Feldherrn des Herzogs Hostivít, erfolgt sein. Im ebenfalls auf Legenden beruhenden Ersten Buch der Chronica Boemorum wird das Jahr 945 als Gründungsjahr des Dominikanerklosters angegeben.
Die erste gesicherte Erwähnung von Chrudim erfolgte im Zweiten Buch der Chronica Boemorum im Zusammenhang mit dem Tod des Herzogs Břetislav I. am 10. Januar 1055. Das bei der Burg Chrudim gelegene Städtchen führte seit 1116 ein eigenes Wappen. König Ottokar II. Přemysl baute Chrudim vor 1276 zur Königsstadt aus. Mit einigen Unterbrechungen gehörte die Stadt ab 1307 bis zum Zerfall der k.k. Monarchie zum Leibgedinge der Königin von Böhmen. In Chrudim lebten bis zum Ausbruch der Hussitenkriege Tschechen und Deutsche friedlich miteinander. Nachdem die Stadt nach 1421 hussitisch geworden war, floh die deutschsprachige Bevölkerung aus der Stadt. Das Dominikanerkloster mit der Kirche der Jungfrau Maria wurde zerstört; auf seinem Platz entstand später das Kriminalgefängnis.[1] Die Stadtschule wurde an der Stelle der ehemaligen königlichen Burg errichtet. Die Dechanteikirche Mariä Himmelfahrt stand seit 1820 unter dem Patronat der Königin von Böhmen.
Im Jahre 1835 bestand die innere Stadt aus 139 Häusern mit 1280 Einwohnern. Sie war von teilweise verfallenen Stadtmauern umgeben, durch welche das Obere und das Untere Tor sowie drei Pforten führten. In der inneren Stadt befanden sich die Dechanteikirche Mariä Himmelfahrt, die Dechantei, das k.k. Kreisamt, die Schule, das Rathaus, das Kriminalgefängnis mit der Kapelle der hll. Philippus und Jakobus sowie das städtische Bräuhaus. Der Sprengel des Dechanten umfasste neben der Stadt und den drei Vorstädten auch die Dörfer Kotschy, Topol, Westetz, Wltschnow, Střibřich, Markowitz, Pochobrad, Sobětuch, Worel, Bylan sowie einen Teil von Dřenitz. In der Stadtschule wurde in drei Klassen unterrichtet.[2]
Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Vnitřní Město einen Stadtteil der Kreisstadt Chrudim. Ab 1868 gehörte der Stadtteil zum neuen Bezirk Chrudim. 1869 hatte Vnitřní Město 2041 Einwohner.
Im Jahre 1900 lebten in der inneren Stadt 2154 Personen, zehn Jahre später waren es 1918. 1930 hatte Vnitřní Město 1342 Einwohner. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkte sich der Bevölkerungsschwund; ursächlich war die für die kommunistische Wohnungsbaupolitik typische Vernachlässigung der Innenstädte und Errichtung von Satellitensiedlungen mit komfortablen Wohnungen in den Vorstädten. Im Zuge der Neustrukturierung der Stadt Chrudim wurde im März 1980 der Ortsteil Chrudim I geschaffen. Im Jahre 2001 lebten in den 67 Wohnhäusern von Chrudim I nur noch 316 Personen. In Chrudim I befinden sich der Hauptsitz der Stadtverwaltung und das Bezirksgericht.
Chrudim I ist Teil des Katastralbezirkes Chrudim.[3]