Kalchreuth (im lokalen Dialekt: Kolchraet[2]) ist eine Gemeinde im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.55861111111111.1325413 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Mittelfranken | |
Landkreis: | Erlangen-Höchstadt | |
Höhe: | 413 m ü. NHN | |
Fläche: | 10,86 km2 | |
Einwohner: | 3061 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 282 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 90562, 91077 | |
Vorwahl: | 0911 | |
Kfz-Kennzeichen: | ERH, HÖS | |
Gemeindeschlüssel: | 09 5 72 137 | |
LOCODE: | DE KCR | |
Gemeindegliederung: | 6 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 1 90562 Kalchreuth | |
Website: | www.kalchreuth.de | |
Erster Bürgermeister: | Herbert Saft (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Kalchreuth im Landkreis Erlangen-Höchstadt | ||
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Die Gemeinde liegt jeweils ca. zehn Kilometer nordöstlich von Nürnberg und südöstlich von Erlangen, im Erlanger Oberland, auf einem Höhenrücken des Sebalder Reichswalds.[3] Der Ort wird wegen der zahlreichen Kirschbäume auch das Kirschendorf genannt. Kalchreuth liegt auf einem langgestreckten Höhenzug des Schwarzen Jura (Lias), der einen Teil des fränkischen Schichtstufenlandes bildet. Der Kalchreuther Forst westlich und südlich der Ortschaft ist ein beliebtes Ausflugsgebiet.
Nachbargemeinden sind Uttenreuth (im Nordwesten), Dormitz (im Norden), Eckental (im Nordosten) und Heroldsberg (im Süden und Südosten). Weiter grenzen die gemeindefreien Gebiete Dormitzer Forst (im Norden und Westen) und Kalchreuther Forst (im Südwesten) an.
Die Gemeinde hat sechs Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[4][5]
Bis 1900 gab es auf dem Gemeindegebiet den Gemeindeteil Wolfsfelden.
Es gibt die Gemarkungen Kalchreuth und Röckenhof.[6]
Der Ort wurde 1298 als „Kalkrevt“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich von der Beschaffenheit des Untergrundes (Kalch=Kalk) und vom Ursprung als Rodungsinsel im Sebalder Reichswald (Reuth=Rodung) ab.[7]
Die Nürnberger Patrizier Haller von Hallerstein waren von 1342 bis 1850 in Kalchreuth ansässig und hatten bis 1465 die Alleinherrschaft im Ort inne, ehe die Stadt Nürnberg die Hoheit übernahm. Als Teil des Gebietes der Reichsstadt Nürnberg (mit teilweise ansbachischen Rechten) wurde Kalchreuth 1796 von Preußen in Besitz genommen. Im Frieden von Tilsit 1807 kam es mit dem preußischen Fürstentum Brandenburg-Bayreuth unter französische Verwaltung. Kalchreuth im heutigen Bezirk Mittelfranken kam dann mit dem Pariser Vertrag von 1810 von Frankreich an das Königreich Bayern.
Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde der Steuerdistrikt Kalchreuth gebildet, zu dem Gabermühle, Großgeschaidt, Habernhofermühle, Käswasser, Kleingeschaidt, Langenbruckermühle, Minderleinsmühle, Röckenhof, Stettenberg und Wolfsfelden gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstanden folgende Ruralgemeinden:
Die Gemeinde Kalchreuth war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen (1919 in das Finanzamt Erlangen umbenannt).[8][9] Ab 1862 gehörte Kalchreuth zum Bezirksamt Erlangen (1939 in Landkreis Erlangen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Erlangen (1879 in das Amtsgericht Erlangen umgewandelt). Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Gebietsfläche von 9,470 km².[10]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Mai 1978 die Gemeinde Röckenhof eingegliedert.[11]
Gemeinde Kalchreuth
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 |
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Einwohner | 777 | 896 | 994 | 1033 | 1021 | 980 | 982 | 1005 | 957 | 885 | 882 | 823 | 847 | 873 | 884 |
Häuser[12] | 157 | 111 | 133 | 137 | 134 | ||||||||||
Quelle | [9] | [13] | [14] | [15] | [14] | [16] | [14] | [14] | [17] | [14] | [14] | [18] | [14] | [14] | [14] |
Jahr | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2008 | 2013 | 2017 | ||||
Einwohner | 929 | 1022 | 1081 | 1551 | 1564 | 1499 | 1619 | 2314 | 3058 | 2924 | 2964 | ||||
Häuser[12] | 177 | 216 | 207 | 632 | 933 | ||||||||||
Quelle | [19] | [14] | [14] | [14] | [20] | [10] | [21] | [22] | [23] | [23] | [23] |
Ort Kalchreuth
Jahr | 018180 | 018400 | 018610 | 018710 | 018850 | 019000 | 019250 | 019500 | 019610 | 019700 | 019870 |
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Einwohner | 617 | 712 | 859 | 833 | 794 | 723 | 822 | 1358 | 1372 | 1367 | 1872 |
Häuser[12] | 94 | 84 | 109 | 119 | 166 | 216 | 249 | 509 | |||
Quelle | [9] | [13] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [10] | [21] | [22] |
Der Gemeinderat von Kalchreuth besteht aus 16 Mitgliedern und dem Ersten Bürgermeister.
Sitzverteilung im Gemeinderat:[24] [25] [26]
CSU | SPD | Grüne | Freie Wähler | Gesamt | |
2008 | 7 | 1 | 1 | 7 | 16 |
2014 | 6 | 2 | – | 8 | 16 |
2020 | 5 | – | 4 | 7 | 16 |
Erster Bürgermeister ist seit 2008 Herbert Saft (parteilos).[27] Er wurde 2014 und 2020 wiedergewählt.[28] Vorgänger war Erwin Nützel (CSU).
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Blasonierung: „Geviert; 1: In Rot ein schräggestürzter, schwarzgefüllter, silberner Sparren; 2: in Silber ein rot gekrönter und bewehrter schwarzer Löwe; 3: in Silber ein schwarzes Andreaskreuz; 4: in Rot eine silberne Kirschblüte mit grünen Kelchblättern.“[29]
Im Gemeindeblatt Kalchreuth vom 1. Juni 1980 wurden die Gemeindebürger um Anregungen für ein ansprechendes Gemeindewappen gebeten. Unter vielen Vorschlägen wählte der Bürgermeister Hans Sulzer gemeinsam mit dem Gemeinderat den Wappenvorschlag von Ursula Lindstedt aus. Am 10. Dezember 1981 wurde das Wappen für die Gemeinde Kalchreuth von der Regierung von Mittelfranken genehmigt. |
Wappenbegründung: Im ersten Feld steht das Stammwappen der Freiherren Haller von Hallerstein, die von 1342 bis 1850 in Kalchreuth ansässig waren und bis 1465 die Alleinherrschaft im Ort innehatten. Der Löwe im zweiten Feld ist die Wappenfigur der Burggrafen von Nürnberg, die Kalchreuth im Jahr 1298 erwarben. Das Andreaskreuz im dritten Feld weist auf die Pfarrkirche hin, die dem Heiligen Andreas geweiht war. Die Kirschblüte im vierten Feld stellt die Lage der Gemeinde im bekannten fränkischen Kirschenanbaugebiet dar. |
Die Gemeindeflagge ist rot-weiß.[30]
Die Sankt-Andreas-Kirche und das benachbarte Hallerschloss (ein ehemaliges Wasserschloss der Nürnberger Patrizierfamilie Haller von Hallerstein, das sie von 1395 bis 1850 besaß) bilden ein bedeutsames Bauensemble. In der Schloss-Gaststätte befand sich die Rudolf-Schiestl-Gesellschaft. Das Schloss beherbergt bis heute einen Gasthof.
Weithin berühmt ist die im Wesentlichen spätmittelalterliche Ausstattung der 1471 im gotischen Stil erbauten Kirche mit dem 1494 von der Familie Haller gestifteten Chor, in dem sich unter anderem der Schreinaltar aus der Werkstatt von Michael Wolgemut, dem Lehrherrn Albrecht Dürers, befindet. Ebenso berühmt ist das neun Meter hohe, aus Sandstein gemeißelte Sakramentshäuschen von Adam Kraft. Das älteste und bekannteste Kunstwerk sind die zwölf Tonapostel über dem Chorgestühl, die es erhalten und vollzählig nur noch in Kalchreuth gibt.
Das sogenannte „Schlösschen“ ist ein zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Walmdach aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Nürnberger Bürger Matthäus Sauermann soll an dieser Stelle 1492 einen eigenen Sitz errichtet haben, der im Zweiten Markgrafenkrieg 1552/53 niedergebrannt wurde. Der Nürnberger Rat ließ 1684 ein Fachwerkobergeschoss aufsetzen, um eine Försterwohnung einzurichten. 1716 wurde das Haus an Georg Karl Imhoff verkauft. Ernst Imhoff errichtete 1759 ein steinernes Obergeschoss mit Walmdach, profiliertem Traufgesims und Dachgauben in der bis heute erhaltenen Form. Imhoff verkaufte den Besitz 1763 an die Familie Wölckern. 1845 erwarb das Königreich Bayern den Sitz und richtete in ihm eine Forstdienststelle ein. Heute befindet sich in dem restaurierten Gebäude ein Hotel.
Südlich des Kalchreuther Gemeindeteiles Stettenberg befinden sich die in der Räth-Sandsteinformation liegende Stettenberger Schlucht, westlich die Teufelsbadstube sowie die Dürerquelle und östlich des Gemeindeteils Röckenhof die Kübelsbachschlucht.
Die Kirchweih (Kärwa) findet immer am zweiten Wochenende im August statt. Jedes Jahr zu dieser Zeit entbrennt die Rivalität zwischen den Maslas Boum (Burschen) vom Gasthof Meisel und den Metzgersboum vom Roten Ochsen. Eine jahrhundertelange Tradition ist dabei das Fässla ausgrom. Dabei geht es darum, dass die Boum von der einen Seite mehrere Fässla bei den Boum von der anderen Seite vergraben. Ziel ist es, ein oder mehrere Fässer der anderen Partei zu finden. „Die Kirchweih gewonnen“ hat die Mannschaft, welche mehr Fässer gefunden hat. Wird kein Fass gefunden, entscheidet die Anzahl der vergrabenen Fässer. Stichtag ist der Kirchweih-Sonntag, an dem alle Fässer wieder ausgegraben werden.
Am ersten Sonntag im Juli findet die Kirschkerwa statt. Das Fest wurde 1974 vom Bund Naturschutz als Teil des Kirschenprojekts zum Schutz der Streuobstwiesen ins Leben gerufen. Ab Mittag gibt es in den Kirschwiesen an der Erlanger Straße Informations- und Verkaufsstände rund um das Thema Kirschen und Natur(schutz). Für Unterhaltung ist mit Kirschkernweitspucken, Musik und Aktionen wie der Schafschur gesorgt.
In der Gemeinde Kalchreuth sind derzeit (Ende 2007) etwa 300 gewerbliche Betriebe (Handwerk, Handel, Industrie und Dienstleistungen) tätig. Die größten Unternehmen sind mittelständisch geprägt. Darunter ist auch die seit 1620 bestehende Minderleinsmühle im gleichnamigen Ortsteil, die als Spezialbäckerei glutenfreie und laktosefreie Produkte für Zöliakiekranke herstellt. (Stand 2007)
Kalchreuth hat eine Haltestelle an der eingleisigen Gräfenbergbahn (R21). Vor der Generalsanierung der Strecke in den 1990er Jahren gab es einen Bahnhof mit einem zweiten Gleis für den Begegnungsverkehr.
Die Staatsstraße 2243 verläuft zur Staatsstraße 2240 bei Weiher (4,5 km nordwestlich) bzw. nach Heroldsberg zur Bundesstraße 2 (2,5 km südöstlich). Die Kreisstraße ERH 6/N 3 verläuft nach Neunhof (7 km südwestlich) bzw. nach Röckenhof (1,25 km nordöstlich). Die Kreisstraße ERH 10 verläuft über Käswasser (1 km östlich) nach Großgeschaidt zur B 2 (3 km östlich).[3]
Durch Kalchreuth verläuft der Fränkische Marienweg.
In Kalchreuth erscheint wöchentlich seit 1992 das wochenblatt. Es wird mittwochs kostenlos an alle Haushalte verteilt und berichtet redaktionell aus dem Gemeindeleben, von den Vereinen, Verbänden, Kirchen und kommunalen Einrichtungen. Die Auflage beträgt 16.500 Exemplare. Verbreitungsgebiet ist Eckental, Heroldsberg, Kalchreuth, Igensdorf. Der herausgebende Verlag (NOVUM Verlag) befindet sich im Eckentaler Gemeindeteil Brand.
Das wochenblatt wird ergänzt durch das Online-Portal www.wochenklick.de.
Gabermühle | Käswasser | Kalchreuth | Minderleinsmühle | Röckenhof | Stettenberg
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Gemeindefreie Gebiete im Landkreis Erlangen-Höchstadt
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