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Kuldīga (deutsch Goldingen) ist eine Stadt mit 12.000 Einwohnern (Stand vom Jahr 2016) in der Region Kurland im Westen Lettlands am Fluss Venta und Sitz des Verwaltungsbezirks Kuldīgas novads.

Kuldīga (dt. Goldingen)
Kuldīga (Lettland)
Kuldīga (Lettland)
Basisdaten
Staat:Lettland Lettland
Verwaltungsbezirk:Kuldīgas novads
Koordinaten:56° 58′ N, 21° 58′ O
Einwohner:11.768 (1. Jan. 2016)
Fläche:13 km²
Bevölkerungsdichte:905 Einwohner je km²
Stadtrecht:seit 1347
Webseite:www.kuldiga.lv
Blick vom Turm der St.-Katharinen-Kirche
Backsteinbrücke in Kuldīga über die Venta

Geschichte


An den Stromschnellen der Venta sind Ansiedlungen von Jägern und Fischern aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen. Weiter flussabwärts auf einem Hügel bestand seit dem frühen Mittelalter eine Befestigungsanlage der Kuren (Alt-Kuldinga). Im Jahr 1230 schloss der Gesandte des Papstes Baldwin von Alna einen Vertrag mit dem kurischen Herrscher Lammekin (lat.: Lammekinus rex), demzufolge dieser zum christlichen Glauben wechselte und dafür ein größeres Gebiet um Kuldinga als Lehen erhielt.

Der livländische Landmeister des Deutschen Ordens Dietrich von Grüningen errichtete 1242 nach einem Kriegszug gegen die Kuren an den Stromschnellen eine Burg, welche erst Jesusburg und später Goldingen hieß. 1252 wird eine hölzerne Kirche der heiligen Katharina erwähnt. Goldingen hatte ab 1355 Stadtrechte und wurde 1368 als Mitglied der Hanse geführt. 1395 wurde Arnoldus de Sacken urkundlich mit Erkuln und Goldingen belehnt.

Goldingen wurde 1561 zur Residenz des Herzogs Gotthard Kettler und später zeitweise (während der Teilung des Herzogtums in einen westlichen und einen östlichen Teil) zur Hauptstadt Kurlands. Unter Herzog Jakob Kettler blühte die Wirtschaft in Goldingen auf: so entwickelten sich zum Beispiel der Schiffbau, Salpeterfabriken und Ziegelbrennereien.

Durch den Polnisch-Schwedischen Krieg und den Großen Nordischen Krieg sowie eine Pestepidemie verlor die Stadt an wirtschaftlichem und politischem Einfluss. Nach dem Frieden von Nystad 1721 existierte weiterhin das Herzogtum Kurland als selbstständiger Staat unter polnischem Lehen. In dieser Zeit entwickelte sich Kuldiga zu einem Zentrum des Orgelbaus.[1] Nach der dritten Teilung Polens und der Auflösung der polnisch-litauischen Adelsrepublik im Jahre 1795 geriet Kurland und somit auch Kuldinga unter russische Herrschaft. Die Stadt wurde Sitz eines Kreishauptmanns im Kurländischen Gouvernement, eines der drei Ostseegouvernements.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Die größten Unternehmen waren die Nadelfabrik Meteor, die Streichholzfabrik Vulkan (bis zum Jahr 2002) und eine Lederfabrik. 1874 wurde die Brücke über die Venta gebaut.[2] Im Jahre 1881 hatte die Stadt bereits 9151 Einwohner. 1886 wurde das Lehrerseminar von Riga hierher verlegt. 1896 gründete sich in Kuldinga ein erster Bund der Sozialdemokraten des Baltikums. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Kuldīga zum unabhängig gewordenen Lettland.

1935 wurde eine Schmalspurbahn nach Liepāja eingerichtet.

1939 wurden die Deutsch-Balten, die noch 13 Prozent der Stadtbevölkerung stellten, im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts in den Warthegau umgesiedelt.

1940 besetzte die Rote Armee Lettland, was umfangreiche Deportationen der Bevölkerung zur Folge hatte. Nachdem die deutsche Wehrmacht 1941 Kuldīga erobert hatte, starteten Schikanen und Enteignungen der jüdischen Bewohner, die 1935 knapp ein Zehntel der Bevölkerung ausgemacht hatten.[3] Später wurden sie in der Synagoge zusammengetrieben und dort knapp zwei Wochen interniert. Anschließend wurden sie innerhalb zweier Tage in den umliegenden Wäldern von Letten aus Kuldīga und Angehörigen der SS und der Wehrmacht erschossen. Hab und Gut der Ermordeten wurden unter der einheimischen Bevölkerung versteigert.

Nach der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 marschierte die Rote Armee am 10. Mai 1945 in Kuldīga ein. Bis dahin war die Stadt im Kurlandkessel von der Heeresgruppe Kurland der Wehrmacht einschließlich lettischer Verbände gehalten worden.

In der sowjetischen Zeit von 1945 bis 1990/1991 war Kuldīga Kreisstadt, in der Industrie angesiedelt wurde: unter anderem holzverarbeitende Industrie, ein Werk für Stahlbeton-Fertigteile und eine Textilfabrik.


Wappen


Goldingen besaß bereits zur Ordenszeit ein Siegel, in dessen Zentrum die heilige Katharina von Alexandrien stand. Das Stadtwappen zeigt die heilige Patronin weiß auf rot in der Mitte stehend mit abgespreizten Armen. In der rechten Hand hält sie das Richtrad, dem eine Kette mit einem Kreuz umhängt. Die linke Hand stützt sich auf ein abwärts gerichtetes Schwert. Die heutige Form wurde 1938 offiziell genehmigt.


Sehenswürdigkeiten



Städtepartnerschaften



Söhne und Töchter der Stadt



Landkreis Kuldiga (Kuldīgas novads)


Nach Auflösung des Landkreises Kuldīga besteht heute eine Verwaltungsgemeinschaft der Stadt mit 13 umliegenden Gemeinden. 2014 lebten im Bezirk Kuldīgas novads 25.823 Einwohner.


Literatur


als Reprint: von Hirschheydt, Hannover-Döhren 1973, ISBN 3-7777-0952-2.


Commons: Kuldīga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Goldingen in der Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. A History of the Organ in Latvia, The Diapason vom 23. Juli 2007, abgerufen am 12. Oktober 2019
  2. Jānis Klētnieks, Romvalds Salcevičs: Tilti Latvijā. V. elements, Riga 2004, ISBN 9984-9547-9-X, S. 38 (lettisch).
  3. Andrew Ezergailis: The Holocaust in Latvia, 1941–1944. The missing center. Historical Institute of Latvia, Riga 1996, ISBN 9984-9054-3-8, S. 403.
  4. https://web.archive.org/web/20090630100940/http://www.kuldigas.lelb.lv/?ct=vesture
  5. Information auf der Webseite der Bibliothek, abgerufen am 27. September 2012.
  6. Website Kuldīga – Twin Towns (englisch), abgerufen am 10. November 2018

На других языках


- [de] Kuldīga

[en] Kuldīga

Kuldīga (pronunciation (help·info)) (German: Goldingen) is a town in the Courland region of Latvia, in the western part of the country.[3][4] It is the center of Kuldīga Municipality with a population of approximately 13,500.[5]

[ru] Кулдига

Ку́лдига (латыш.  Kuldīga), ранее Гольдинген (нем. Goldingen) — город на западе Латвии, в исторической области Курземе. Административный центр Кулдигского края.



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