Der Kibbuz Jagur wurde am 30. Dezember 1922[2] von jüdischen Pionieren gegründet, nachdem das Land durch Jehoschua Hankin erworben worden war. Die ersten Siedler legten die Sümpfe am Fluss Kischon trocken, worauf ein landwirtschaftlicher Betrieb entwickelt wurde. Der Name des Kibbuz ist vom arabischen Dorf Jadschur (ياجور, DMGYāǧūr) abgeleitet, das sich früher in der Nähe befand. In der Bibel Jos 15,21EU wurde ein Ort Jagur erwähnt, welcher jedoch im Negev lokalisiert ist und dem Stammesgebiet von Juda zugerechnet wurde.
In den Jahren 1935/1936 erbaute am Ort der Architekt Tibor Schön nach Plänen Erich Mendelsohns und des Ingenieurs Erich Kempinskys die Ludwig-Tietz-Lehrwerkstätte (בֵּית סֵפֶר לִמְלָאכָה עַל שֵׁם לוּדְבִיג טִיץBejt Sefer liMlachah Ludwig Tietz[3]) mit Internat.[4] Den Bau der Anlage hatte der Central-Verein (C.-V.) beauftragt und finanziert und zu Gedenken Ludwig Tietzens (1897–1933),[5][6] des verstorbenen stellvertretenden C.-V.-Vorsitzenden, benannt.[7]
Ludwig-Tietz-Lehrwerkstätte in Jagur, um 1942
Es war die dritte derartige Bildungseinrichtung im Lande neben der Handwerkerschule des Technions in Haifa und der Tel Aviver Max-Pein-Schule der Histadruth.[8] In der Ludwig-Tietz-Lehrwerkstätte erlernten 60 deutsche Lehrlinge, die durch die Jugend-Alijah ins Land kamen, einen Beruf.[9] Die Lehrwerkstätte bot vor allem Berufsausbildungen auf dem Gebiet der Baugewerke und verwandter Professionen.[10]
1946 entdeckte die britische Besatzungsmacht in der Siedlung ein großes Waffenlager der jüdischen Untergrundorganisation Haganah; viele zionistische Führer wurden daraufhin im Rahmen der britischen Operation Agatha verhaftet.
Die Siedlung war lange Zeit die größte Kollektivsiedlung Israels; auch heute noch ist Jagur einer der größten Kibbuzim. 2018 hatte der Kibbuz 1604 Einwohner.[11] Wichtige wirtschaftliche Tätigkeitsfelder des Kibbuz sind die Landwirtschaft und die Industrie.
Weblinks
Commons: Jagur– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Mordecai Naor: Eretz Israel. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-594-4, S.119.
Die etwas eigenwillige Transliteration לוּדְבִיג für Ludwig wich bald der gängigeren Form לוּדְווִיג.
Friedrich Brodnitz, „Kampf um die Jewish Agency“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 40–46, hier Photo zwischen S. 40 und 41, abgerufen am 11. Februar 2019.
Als Bundesleiter der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft (DJJG) wurde Tietz 1927 zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der jüdischen Jugendverbände gewählt und blieb in diesem Amt bis zu seinem Tode. Vgl. Georg Lubinski, „Ein Leben für die Jugend“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 37–40, hier S. 37, abgerufen am 11. Februar 2019.
Otto Hirsch, „Jagur“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 5seq., hier S. 5, abgerufen am 11. Februar 2019.
Friedrich Brodnitz, „Kampf um die Jewish Agency“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 40–46, hier S. 46, abgerufen am 11. Februar 2019.
Max Kreutzberger, „Erziehung zum Beruf: Berufsbildung in Palästina“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 7–14, hier S. 11, abgerufen am 11. Februar 2019.
Eva Stern, „Beginn der Jugend-Alija“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 31–33, hier S. 33, abgerufen am 11. Februar 2019.
Max Kreutzberger, „Erziehung zum Beruf: Berufsbildung in Palästina“, in: Zur Eröffnung der Ludwig Tietz Lehrwerkstätte in Jagur, Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hg.), Berlin: Max Lichtwitz, 1937, S. 7–14, hier S. 13, abgerufen am 11. Februar 2019.
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