Kaproun (deutsch Kaltenbrunn) ist ein Ortsteil der Gemeinde Kunžak in Tschechien. Er liegt neun Kilometer nordöstlich von Nová Bystřice und gehört zum Okres Jindřichův Hradec. Der Ort ist als ein Rundangerdorf angelegt.
Kaproun | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien![]() | |||
Region: | Jihočeský kraj | |||
Bezirk: | Jindřichův Hradec | |||
Gemeinde: | Kunžak | |||
Fläche: | 409[1] ha | |||
Geographische Lage: | 49° 5′ N, 15° 11′ O49.07722222222215.180555555556690 | |||
Höhe: | 690 m n.m. | |||
Einwohner: | 6 (1. März 2001) | |||
Postleitzahl: | 378 33 | |||
Kfz-Kennzeichen: | C | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Nová Bystřice – Kunžak | |||
Bahnanschluss: | Jindřichův Hradec–Nová Bystřice |
Kunžak befindet sich im Westen der Javořická vrchovina im Naturpark Česká Kanada. Westlich verläuft die Schmalspurbahnstrecke Jindřichův Hradec–Nová Bystřice (Neuhaus-Neubistritz). Im Norden erhebt sich der 738 m hohe Vysoký kámen (Markstein). An seinem Fuße entspringen nordöstlich der Koštěnický potok und der Reißbach.
Die Nachbarorte sind im Norden Kunžak (Königseck) und im Süden Klenová.
Im Urbar der Herrschaft Landstein 1487 wird „Kalpauny“ erstmals urkundlich genannt. Die Anlage von Kaltenbrunn und die bis 1945 gesprochene Ui-Mundart (nordbairisch) mit ihren speziellen bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bairische deutsche Stämme aus dem oberpfälzischen Raum hin, wie sie nach 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2]
Ab 1554 schrieb man Kalpravn, aus dem sich später Kaltenbrunn entwickelte. Kurzzeitig gehörte ein Teil des Ortes zur Herrschaft Neubistritz und der andere Teil zum Spital Johannes des Täufers. Später wurde der gesamte Ort der Herrschaft Neubistritz untergeordnet. Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges lebten laut der Schloßchronik von Neuhaus im Jahre 1652 nur noch fünf Bauern in Kaltenbrunn. Die Matriken werden seit 1769 bei Adamsfreiheit geführt. Während des 18. Jahrhunderts wurde Flachs angebaut, um es zu Hausleinwand zu verarbeiten, so wurde neben dem Ackerbau der Flachsanbau und dessen Verarbeitung zum Haupterwerbszweig der Einwohner von Kaltenbrunn. So wurde das Flachs in Heimarbeit, gesponnen, gewoben und danach für Strumpfstickereien verwendet. Daneben gab es noch ein Gasthaus und eine Gemischtwarenhandlung in Kaltenbrunn. Von den Bauern wurden, neben dem Flachs, auch Roggen Hafer, Kartoffeln, Mais, Hanf, Kraut und Krautrüben angebaut. Der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau spielte aufgrund des ungünstigen Klimas und Bodens keine Rolle. Eine Schule wurde im Jahre 1824 errichtet. Nach 1848 bildet „Kaltenbrunn“ zusammen mit dem Ortsteil Leinbaum eine Gemeinde.[3] Um 1900 wurde die Schule neugebaut und später auf zwei Klassen erweitert.
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[4] sprach die strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel das Dorf, deren Bewohner 1910 zu 95 % zur deutschen Sprachgruppe zählten, an den neuen Staat. Maßnahmen folgten wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung. Dadurch kam es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[5] Aufgrund dessen wurde die deutsche Schule im Ort geschlossen und im Jahre 1920 in eine tschechische Privatschule umgebaut. Die deutschen Kinder wurden deswegen in Leinbaum eingeschult. 1932 vernichtete ein Hagelsturm fast die gesamte Ernte des Dorfes. Nach dem Münchner Abkommen wurde Kaltenbrunn am 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[6]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Forderung der ČSR-Regierung Beneš durch die Siegermächte entsprochen und die im Münchener Abkommen an Deutschland übertragenen Territorien, wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Bis auf 60 Personen wurden alle Einwohner am 29. Mai 1945, zeitgleich mit den Bewohnern der umliegenden Orte, von militanten Tschechen „wild“ nach Österreich vertrieben. Bei Nachkriegsexzessen kamen drei deutsche Ortsbewohner zu Tode.[7] Das Vermögen der deutschen Bewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholische Ortskirche in der kommunistischen Ära enteignet. Die in Österreich befindlichen Vertriebenen wurden, bis auf zwei Familien, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen des Potsdamer Abkommens nach Deutschland weiter transferiert.[8]
Im Jahre 1985 wurde Kaproun nach Kunžak eingemeindet.
Das älteste bekannte Siegel stammt aus dem 19. Jahrhundert und zeigt eine fünfblättrige Rose, welche von einem kleinen Kreisring umgeben und unten von einer Blattgirlande geschmückt ist. Nach 1929 führte die Gemeinde ein Siegel mit dem böhmischen Löwen, welches umringt von zweisprachigen Inschriften war. Solch ein Siegel führten normalerweise nur Notare und Staatsbehörden.
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |
1880 | 169 | 169 | 0 | 0 |
1890 | 154 | 151 | 3 | 0 |
1900 | 155 | 155 | 0 | 0 |
1910 | 139 | 132 | 7 | 0 |
1921 | 152 | 118 | 33 | 1 |
1930 | 371 | 289 | 81 | 1 |
1991 | 4 | |||
2001 | 6 |