Borova (albanischauchBorovë) ist ein kleines Dorf in Südostalbanien. Der Ort erlangte Bekanntheit, als ihn deutsche Soldaten während des Zweiten Weltkriegs dem Erdboden gleichmachten und unter der Zivilbevölkerung ein Massaker anrichteten.
Borova liegt in der Gemeinde Kolonja sechs Kilometer südlich des Städtchens Erseka. Das Dorf gehörte bis 2015 zur Gemeinde Qendër-Erseka.[1]
Der Ort liegt im hügeligen Bergland von Kolonja auf rund 960mü.A. Die Straße von Korça nach Përmet und weiter nach Tepelena, die einzige asphaltierte Verbindung in der Region, führt durch die Ortschaft. Sie ist die einzige direkte Verbindung zwischen dem Südosten und dem Süden Albaniens.[2]
Geschichte
Vermutlich wurde das Dorf Ende des 6. Jahrhunderts von Slawen gegründet. Der Name könnte sich von der slawischen Bezeichnung für Föhre ableiten. 1912 wurde im Dorf die erste Schule eröffnet.[3]
→ Hauptartikel: Massaker von Borova
Am 6. Juli 1943 verübte die Wehrmacht ein Massaker unter der Bevölkerung von Borova: Die Deutschen erschossen Menschen und zündeten Häuser an.[4][5][6] Die Dorfbewohner sollen Partisanen, die zuvor eine deutsche Wagenkolonne angegriffen hatte, unterstützt haben.[3] Sämtliche 100 Gebäude der Ortschaft wurden von den Soldaten angezündet oder schwer beschädigt.[3] 107 Zivilisten sind bei diesem schwersten Verbrechen der Wehrmacht in Albanien getötet worden – darunter vor allem Kinder, Frauen und Ältere.[3][5][7]
Im kommunistischen Albanien wurde das Gedenken an das Massaker aufrechterhalten.[7] Ein Denkmal und ein kleines Museum erinnerten an das Verbrechen.[8] Der Komponist Thoma Gaqi veröffentlichte 1972 eine sinfonische Dichtung namens Borova im Gedenken an die Opfer.[9] Im demokratischen Albanien ab den 1990er Jahren wird des Partisanenkriegs und des Massakers in Borova kaum mehr gedacht. Das Museum wurde während des Lotterieaufstands 1997 zerstört.[10] Seit 1996 unterstützte die deutsche Botschaft in Tirana das Dorf Borova mit mehreren Infrastrukturprojekten.[3][4] Der deutsche Botschafter nahm immer wieder an Gedenkveranstaltungen teil.[11] Es gab auch Pläne für einen Neubau der Gedenkstätte, in deren Zentrum heute die 107 Gräber stehen.[10][12][13]
Literatur
Hermann Frank Meyer:Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-447-1 (Online bei Google Books).
Max van Beveren: Verbrechen in Albanien. Ehrung in Oberbayern. Ein Beitrag zu Verbrechen unbd Tradition der Gebirgstruppe auf Grundlage des neu erschienenen Buches „„Erinnerung Ehrung Leugnung. Kontinuitäten rechter Traditionspflege in Oberbayern““. In: Mitteilungen Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Nr. 59. März 2021, Berlin 2021, S.61–64.ISSN1869-3709
Weblinks
Commons: Borova– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Michael Harrison:Partisan and Child, Borove.In:Left Side of the Road.9.August 2015,abgerufen am 10.August 2015(englisch,Beschreibung des Lapidars (kommunistisches Denkmal) von Borova).
Einzelnachweise
Komuna Qendër-Ersekë.In:Shoqata e Komunave të Shqipërisë.ArchiviertvomOriginalam19.März 2012;abgerufen am 2.September 2012(albanisch).
James Pettifer:Albania & Kosovo – Blue Guide. A & C Black, London 2001, ISBN 0-7136-5016-8.
Hermann Frank Meyer:Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-447-1 (Online bei Google Books).
Owen Pearson:Albania in Occupation and War – From Fascism to Communism 1940–1945. In: The Centre for Albanian Studies (Hrsg.): Albania in the Twentieth Century: A History. Volume 2. I. B. Tauris, London 2005, ISBN 1-84511-014-5.
Gedenkfeier zur Erinnerung an ein Massaker der Deutschen Wehrmacht.(PDF)Ansprache von Botschafter Hellmut Hoffmann.In:Deutsche Botschaft Tirana.5.Juli 2015,archiviertvomOriginalam9.Juli 2015;abgerufen am 9.Juli 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tirana.diplo.de
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