Zierau, ein zum Straßendorf verändertes Angerdorf mit Kirche, liegt etwa 13 Kilometer nordwestlich der Stadt Kalbe (Milde) in der Altmark.[1][3]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Im Jahre 1307 wird ein Heyricus de Cyrowe als Zeuge in einer Urkunde in Salzwedel genannt.[4][5]
Das Dorf Zierau wird 1321 erstmals als Sirow erwähnt, als die von Chartow denen von der Schulenburg den Schulzenhof im Dorf verkauften.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird es als Syrowe aufgeführt.[7] Weitere Nennungen sind 1394 tzyrowe, 1541 Sirow, 1551 Zirow, 1687 Zierow[1] und schließlich 1804 Zierau, ein Dorf mit einer Windmühle und einem Krug.[8]
Landwirtschaft
Bei der Bodenreform wurden im Jahre 1945 erfasst: eine Besitzung über 100 Hektar hatte 131 Hektar, 18 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 530 Hektar, eine Besitzung der Kirche mit 3 Hektar und zwei Gemeindebesitzungen mit zusammen 3 Hektar Fläche. Die Besitzung Fritz Schulz wurde 1945 enteignet und etwa 110 Hektar in ein Provinzialgut umgewandelt, 1948 Schulgut, 1949 Volksgut und Enteignung rückgängig gemacht, 1952 erneut enteignet und an das Volseigene Gut VEG Büssen angegliedert. 1946 wurde die Besitzung Kersten mit 132 Hektar enteignet und aufgeteilt.[1] Im Jahre 1952 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Neues Leben“.[9]
Herkunft des Ortsnamens
Jürgen Udolph führte im Jahre 2018 den Ortsnamen auf einen slawischen Personennamen zurück, beispielsweise „Siroslaw“.[5]
Franz Mertens schlug im Jahre 1956 zwei Ableitungen vor: Von wendischen „zurowy“ für „Heidel- oder Bickbeere“. Die Endung „-ow“ weist auf eine Fülle hin. Das Dorf wäre also ein „Heidelbeernest“. Oder der Wortstamm wäre „ciry, zirawa“ für „Weideland“. Damit hieße der Ort übersetzt „Weidelandreich“.[10]
Eingemeindungen
Ursprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Groß Apenburg auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]
Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Zierau in die Gemeinde Jeggeleben eingemeindet.[11] Am 1. Januar 2011 wurde Jeggeleben nach Kalbe (Milde) eingemeindet. So kam Zierau am gleichen Tag als Ortsteil zur neuen Ortschaft Jeggeleben und zur Stadt Kalbe (Milde).[12]
Quelle wenn nicht angegeben bis 1946[1] und 2015 bis 2018[14]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Zierau, die früher zur Pfarrei Jeggeleben gehörte,[15] wird heute betreut vom Pfarrbereich Apenburg im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[16] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Jeggeleben stammen aus dem Jahre 1617.[17]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[18]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Tor zum Kirchhof
Die evangelische Dorfkirche Zierau, ein spätromanischer Feldsteinbau mit rechteckigem Schiff und Westquerturm mit Dachreiter[19] war eine Filialkirche von Jeggeleben.[15]
Der Ortsfriedhof befindet sich auf dem Kirchhof.
Rechts des Weges nach Badel steht eine Bockwindmühle aus dem Jahre 1755. Sie wurde in den Jahren 1974 bis 1976 und um 2000 restauriert und wird durch den durch örtlichen Mühlenverein schrittweise komplettiert.[20]
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale in Kalbe (Milde)
Literatur
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.2552–2556, doi:10.35998/9783830522355.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.146 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W.Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.351, 185. Zierau (Online bei google books).
Zierau im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.2552–2556, doi:10.35998/9783830522355.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band14. Berlin 1857, S.50 (Digitalisat).
Matthias Friske:Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (=Bernd Janowski und Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S.584–586.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band5. Berlin 1845, S.291 (Digitalisat– A.19).
Johannes Schultze:Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (=Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.387.
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1077, doi:10.35998/9783830522355.
Franz Mertens:Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.218.
Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5.August 1950, ZDB-ID511105-5, S.278 (PDF).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.146 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen& Constanze Gliege).
Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde):Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4.März 2019.
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
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